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Trauerbewältigung zu Zeiten von Corona

 
 

Der Tod nimmt keine Rücksicht auf unsere Befindlichkeiten. Gerade zu Zeiten von Corona ist die Trauerbewältigung eine besondere Herausforderung. Haben Sie einen geliebten Menschen verloren, gilt es, den eigenen Weg zur Trauerbewältigung zu gehen oder den Angehörigen auf diesem Weg zu begleiten. Lassen Sie uns darüber sprechen, welche Umstände zu Zeiten von Corona damit verbunden sind und wie Trauerbewältigung vonstatten gehen kann.

Beerdigung nur noch mit Einschränkungen

Wird der Verstorbene nach dem Todesfall beerdigt, ist die Beerdigung zu Zeiten von Corona nur noch mit Auflagen und Einschränkungen möglich. Um die Kontakte der Trauernden untereinander möglichst zu vermeiden, ist die Anzahl der Personen bei der Beerdigung beschränkt. Da die Beerdigung eines Angehörigen unabdingbar ist, müssen Beerdigungen auch zu Zeiten von Corona im Lockdown möglich sein.

Fragen Sie bei Ihrer Gemeindeverwaltung nach, welche Auflagen im Detail bestehen. Sie werden davon ausgehen müssen, dass nur noch der engste Kreis der Angehörigen der Beerdigung beiwohnen darf.

Eine Option kann auch darin bestehen, dass der Verstorbene eingeäschert wird. Dann besteht die Möglichkeit, die Urne mit der Asche des Verstorbenen erst später beizusetzen, vielleicht dann, wenn Corona vorbei ist. Für Einäscherungen besteht übrigens kein Ortszwang. So könnte die letzte Reise auch ins Ausland gehen. In Grenznähe zu den Niederlanden oder zu Tschechien bieten Bestatter auch den Transport ins und die Trauerfeier im Nachbarland an. Allerdings müssen Sie dann mit höheren Überführungskosten rechnen. Fragen Sie Ihren Bestatter vor Ort, welche Möglichkeiten bestehen.

Was bedeuten für Sie Tod und Trauer?

Verlieren Sie einen geliebten Menschen, bedeutet dies auch, ein Stück Ihres eigenen Lebens abzugeben. In unserer Gesellschaft, in der der Tod und das Sterben weitgehend ausgeklammert werden, stehen wir plötzlich vor einer Situation, mit der wir nicht wirklich umgehen können. Der Tod ist endgültig. Angelegenheiten, die Sie schon immer mit dem Verstorbenen besprechen wollten, bleiben jetzt für immer unbeantwortet. Streit, den Sie vielleicht beilegen wollten, verfolgt Sie jetzt, da Sie nicht mehr die Hand zur Versöhnung reichen können. Gemeinsame Ziele lassen sich nicht mehr erreichen. Von Ihren gemeinsamen Träumen und Hoffnungen müssen Sie sich endgültig verabschieden.

Vielleicht haben Sie das Gefühl, dass die Welt zusammenbricht. Verzweiflung macht sich breit, vielleicht auch Wut. Im schlimmsten Fall sogar die Wut auf den geliebten Menschen, der Sie verlassen hat. Auf die Frage: „Warum lässt Du mich allein?“, werden Sie keine Antwort erhalten. Vielleicht erschrecken Sie vor sich selbst, stehen ratlos vor dem vermeintlichen Scherbenhaufen Ihres Lebens.

Warum dient die Beerdigung der Trauerbewältigung?

Ein Ausweg aus dieser scheinbar ausweglosen Situation ist die Trauer. Trauer ist ein Ausnahmezustand in unserem Leben. Trauer erlebt jeder anders. Bei jedem ist die Trauer auch anders, je nachdem, ob wir uns auf den Abschied vorbereiten konnten oder ob wir von einer Minute auf die andere vor der Situation stehen, dass der Angehörige durch den plötzlichen und unerwarteten Tod von uns gegangen ist.

Trauer verschwindet nicht von selbst. Sie können Trauer nicht verdrängen. Sie müssen die Trauer bewältigen. Ein Weg zur Trauerbewältigung ist die Beerdigung. Die Beerdigung bietet die Möglichkeit, von dem Verstorbenen Abschied zu nehmen. Die Beerdigung ist wie eine Zäsur. Sie beendet, was war und öffnet die Tür für das, was kommt.

Gerade zu Zeiten von Corona könnte die Beerdigung eine besondere Bedeutung erlangen. Auch wenn die Anzahl der Trauergäste begrenzt ist, bietet die Beerdigung die Option, die Trauer zu bewältigen und sich auf das Leben danach einzustellen.

Die Option, die Asche des Verstorbenen anonym an einen unbekannten Ort auf dem Friedhof zu verstreuen, ist zwar auch eine Form der Beerdigung. In einigen Bundesländern kann die Totenasche auch auf einem besonderen Feld des Friedhofs verstreut werden. Allerdings benötigen Sie dafür vielfach die testamentarische Einwilligung des Verstorbenen. Diese Form der Bestattung ermöglicht es aber nicht, wirklich Abschied zu nehmen. Die anonyme Beerdigung der Asche ohne Grab schafft auch nicht die Möglichkeit, eine Örtlichkeit zu haben, an dem Sie dem Verstorbenen nahe sind. Vielleicht brauchen Sie das Grab als den Ort, den Sie aufsuchen können, wenn Sie seelisch den Kontakt zu dem Verstorbenen suchen.

Der Kostenaufwand für eine Beerdigung ist kein Beweis für Trauer

Verwandte und Freunde erwarten oft angemessene Trauerfeierlichkeiten und eine „standesgemäße“ Beerdigung. Allzu oft wird vom Aufwand der Bestattung auf die Intensität der Trauer der hinterbliebenen Angehörigen geschlossen. Bestattungen kosten Geld. Je aufwendiger diese gestaltet sind, desto höher sind die Kosten. Sie sollten sich also nicht allein von dieser Vorstellung unter Druck setzen lassen und glauben, Sie müssten eine großartige Beerdigung organisieren. Zu Zeiten von Corona ist dies ohnehin nicht der Fall. Sie brauchen also nicht zu befürchten, dass es Mitmenschen gibt, die die Trauergäste zählen und beim anschließenden Leichenschmaus präsent sein wollen. Für die Bewältigung Ihrer Trauer sind Sie auf diese Gegebenheiten nicht wirklich angewiesen.

Traueranzeige und Danksagung in Corona-Zeiten

Auch die Traueranzeige und die Danksagung in der Zeitung kann eine Art der Trauerbewältigung darstellen. Mit einer Anzeige bringen Sie Ihre Wertschätzung gegenüber dem Verstorbenen zum Ausdruck. Außerdem informieren Sie das soziale Umfeld, dass jemand verstorben ist. Sie geben anderen Personen die Möglichkeit, Sie in Ihrer Trauer zu begleiten, auch wenn die Begleitung sich darauf beschränkt, das Mitgefühl auszudrücken.

Trauern mit anderen Trauernden

Möchten Sie Ihre Trauer verarbeiten, aber keine therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen, könnten Sie sich vielleicht fremden Menschen in einem Internetforum anvertrauen. Die Anonymität dieser Gruppen hilft vielleicht, Ihre wahren Gefühle zu zeigen und Hilfe anzunehmen. Der Austausch gegenseitiger Erfahrungen tröstet. Achten Sie aber darauf, dass Sie nicht Ihren richtigen Namen angeben und vermeiden Sie die die Weitergabe persönlicher Daten wie Telefonnummer und Adresse.

Möchten Sie anonym bleiben, kann auch ein Anruf bei der Telefonseelsorge helfen. Diese Option bietet nicht nur Seelsorge und Beratung am Telefonhörer an, sondern auch im Internet den Austausch per Mail und Chat.

Helfen Sie Trauernden

Für viele von uns fällt es schwer, mit dem Tod und der Trauer umzugehen. Es fällt uns schwer, Trauernden unsere Hilfe anzubieten und zu trösten. Es fällt schwer, die richtigen Worte zu finden, sofern es denn überhaupt Worte gibt. In dieser Situation ist es vielleicht am besten, wenn Sie einfach nur zuhören.

Zuhören scheint eine echte Tugend geworden zu sein. Wir sind mit Ratschlägen zu schnell bei der Hand. Berücksichtigen Sie, dass Ratschläge auch Schläge sein können. Ein scheinbar gut gemeinter Ratschlag, wie: „Das wird schon wieder“ sind sicherlich gut gemeint, sind aber in einer solchen Ausnahmesituation nicht wirklich eine Hilfe für die Seele. Ratschläge dieser Art ignorieren die Tatsache der Trauer.

Es bedarf auch nicht immer großer Worte. Vielleicht genügt es, Trauernde einfach in den Arm zu nehmen und so Mitgefühl zu äußern. Vielleicht zeigen Sie mit einem kleinen Blumenstrauß, den Sie dem Menschen bringen, der Trost braucht, dass Ihnen nicht nur der Verstorbene, sondern auch der Überlebende wichtig ist.

Berücksichtigen Sie, dass viele Hinterbliebene nach der Beerdigung in ein Loch fallen. Viele realisieren erst dann, dass der Platz an ihrer Seite leer geworden ist und für ewig leer bleiben wird. Trauer ist ein Prozess, der dauert. Irgendwann verblasst die Trauer. Es bleibt nur zu hoffen, dass der Trauernde dann die Kraft und den Lebensmut hat, das Leben ohne den Verstorbenen zu führen und sich den Anforderungen des eigenen Lebens zu stellen. Wenn Sie die trauernde Person auf diesem Weg geduldig und einfühlsam begleiten, leisten Sie einen erheblichen Beitrag zur Trauerbewältigung.

Zu guter Letzt

Das Corona-Virus trägt den Tod in sich. Stirbt ein Mensch, egal aus welchem Grund, kommt zur Belastung durch das Corona-Virus im täglichen Leben auch noch die Trauerbewältigung hinzu. Egal, ob Sie gläubig und religiös sind oder nicht: Lassen Sie die Trauer zu. Erwarten Sie nicht, dass die Trauer über Nacht verschwindet.

Betrachten Sie die Trauer als eine Gabe der Natur, die uns hilft, den Verlust eines Menschen zu bewältigen.